ANTIPORNO
Anfang der Siebzigerjahre setzte das älteste Filmstudio Japans einen drastischen Schritt: Nikkatsu wandte sich vom Actionkino ab und begann so gut wie ausschließlich Softsex-Filme zu produzieren. Diese roman porno (in etwa: romantische Pornos) geilten das Publikum mit höheren Budgets und obligatorischer Nacktheit (alle 10 Minuten war Pflicht!) auf und entwickelten sich zu Kassenhits.
Im vergangenen Jahr startete Nikkatsu seinen Roman Porno-Reboot und beauftragte fünf Regisseure, das einflussreiche Genre neu zu beleben. Der radikalste und beste Entwurf kommt, wenig überraschend, von /slash-Liebling Sion Sono: ANTIPORNO ist ein huis clos über die sadomasochistische Beziehung zwischen einer jungen Schauspielerin und ihrer deutlich älteren Assistentin, ausgetragen in grell eingefärbtem Ambiente. Sono inszeniert gewohnt exzentrisch, lässt Gefühle und Körper entgleisen bis die Wände wackeln – oder gleich weggetragen werden.
ANTIPORNO ist körpersaftige Hommage an ein legendäres Sub-Genre, gleichzeitig feministische Untergrabung desselben und lustvolles Kaputtschlagen von japanischen Geschlechterverhältnissen. Das ist Sexploitation der Güteklasse Sono. Soll heißen, dass sich Geilheit und Gescheitheit nicht ausschließen, sondern gegenseitig befruchten: Der resultierende Orgasmus ist ein ganzheitlicher, das Glück danach ein bleibendes.
Sion Sono (*1961 in Toyokawa, Japan) hat als Regisseur, Produzent, Schauspieler, Autor und Performancekünstler bereits Kultstatus. Einige seiner avantgardistischen und teils kontroversen Filme liefen mit großem Erfolg bei zahlreichen internationalen Festivals, etwa LOVE EXPOSURE (2008), der mit dem Fipresci-Preis ausgezeichnet wurde. Das /slash zeigte 2015 neben TOKYO TRIBE (2014) auch LOVE & PEACE (2015) und TAG (2015), welche beim 19. Fantasia International Film Festival in Montreal gleich drei Preise erhielten, u.a. für den besten Film (LOVE & PEACE).
Sa, 30.09. | im Anschluss an RETURN TO RETURN TO NUKE ’EM HIGH AKA VOL. 2 – Filmcasino