SPIT’N’SPLIT

Der Filmtitel ist dem Pornosprech entliehen und beschreibt die Vorbereitung zum Analverkehr: Drauf spucken und die Backen auseinander schieben. Arschfick ist SPIT’N’SPLIT dennoch keiner, selbst wenn’s ein wenig weh tut und ziemlich intensiv ist.

Jérôme Vandewattyne tourt mit der belgischen Band The Experimental Tropic Blues Band wochen- und monatelang durch die tiefsten vorstellbaren Konzertlocations, was alle Beteiligten mit einer Mischung aus proletarischem Eifer, Selbstironie und Verzweiflung zu bewältigen versuchen. Die Blues-, Rock- und Punk-Nummern der Truppe geben das Tongewitter zur Bildebene, die mal ganz tagebuchdokumentarisch aufzeichnet, mal analog zur eigenen Trunkenheit ausschert und sich immer wieder in den Momenten verliert, mit Farbfiltern und anderen exzentrischen Stil-Mitteln den geschehenen Wahnsinn zu vermitteln versucht. Je länger die Reise dauert, desto surrealer wird sie: Ein schwergewichtiger Transvestit, der Milch (?) aus seinen Brüsten in ein Glas spritzt und als Getränk durch die Runde reicht, fällt da schon kaum mehr auf.

Vandewattyne ist mit SPIT’N’SPLIT eines der außergewöhnlichsten Midnight Movies der letzten Jahre gelungen: Ein Road Trip hin zur Selbstauflösung, getragen vom beseelten Musizieren der Hauptdarsteller, die irgendwann beginnen, sich zu hassen und das Tor gen Dunkelheit aufstoßen, durch das der Film erhobenen Hauptes und recht ungestüm eilt, um unsere Hirne zum Schmelzen zu bringen. Tut weh, ist schön und viel zu schnell vorbei.

In Anwesenheit von Jérôme Vandewattyne.

Vorfilm
SLUTTERBALL
Regie: Jérôme Vandewattyne | BE 2012 | 15’