A NEW HOPE: JÉRÔME VANDEWATTYNE
Das kleine Belgien ist aktuell Brut- und Heimstatt des spannendsten und besten Genrekinos Europas. Namen wie Bruno Forzani & Hélène Cattet (AMER, LET THE CORPSES TAN), Fabrice du Welz (ALLELUIA) und Jonas Govaerts (WELP) haben den Fantastischen Film in den vergangenen Jahren auf originelle, im besten Sinn eigenartige Weise bereichert und sind mit ihren Arbeiten bei hochkarätigen internationalen Filmfestivals aufgeschlagen.
Und es sieht ganz danach aus, als würde sich zu dieser illustren Runde sehr bald ein jüngerer Kollege gesellen: Der Mittzwanziger Jérôme Vandewattyne (*1989 in Belgien) ist, das sieht man seinem Kino an, verliebt in die räudigen, unsicheren, unkategorisierbaren Filme der Sechziger- und Siebzigerjahre, die man irgendwann unter dem Sammelbegriff Kult versammelt und verwertbar gemacht hat. Spuren von und Gespenster aus den angriffigen Kinowelten von John Waters, Russ Meyer und Lloyd Kaufman finden sich etwa im knallbunten, frenetischen und übersteuerten Fünfzehnminüter SLUTTERBALL, einer Auftragsarbeit für das Brüsseler Genrefilmfestival BIFFF zu dessen dreißigstem Geburtstag. Schnelle, desorientierende Schnittfolgen mit einem Drall Richtung Halluzination und Transzendenz findet man sogar in der Webclip-Serie WHAT THE FAKE? mit ausschließlich jugendlichem Cast.
Wenn die Filmwelt Gerechtigkeit kennt, dann muss sie jetzt spätestens mit SPIT’N’SPLIT auf Jérôme Vandewattyne aufmerksam werden: Nicht nur wurde die delirierende Mockumentary mit einer der lässigsten belgischen Bands überhaupt, der The Experimental Tropic Blues Band, on the road durch halb Europa im Gonzo-Stil gedreht, es fließt darin auch zum ersten Mal Vandewattynes Hang zum synästhetischen Exzess mit Transgressions-Versuchen und einem Genre-Korsett zusammen, zum innovativen, experimentellen Kunst-Schund-Bastard.
SPECIAL SCREENING:
SPIT’N’SPLIT, Sa, 30.09. | 15:30 – Filmcasino