MULTIPLE MANIACS

Nachdem Waters’ erster Langfilm MONDO TRASHO mittlerweile aufgrund nicht geklärter Musikrechte nicht mehr öffentlich gezeigt werden darf, ist dieser Sturzflug in den Schließmuskel der US-amerikanischen Gossenkultur die erste abendfüllende Ausbuchtung des „Dreamland“: Lady Divine tingelt mit einer aufregenden Würgreiz-Sideshow namens „The Cavalcade of Perversions“ durch die Gegend und raubt die nichtsahnenden Besucherinnen, nachdem sie alles, wirklich alles gesehen haben, auch noch aus. Am Scheidepunkt ihres abgründigen Lebens erscheint Lady Divine schließlich das Prager Jesulein und führt sie in eine Kirche, wo sie ein Erweckungserlebnis hat. Eine Frau verführt sie und führt einen Rosenkranz in ihren Anus ein, während sie vom Kreuzgang erzählt.

MULTIPLE MANIACS, dessen Titel im Übrigen H.G. Lewis’ epochales Eingeweide-Gewitter TWO THOUSAND MANIACS zitiert, ist ein wildes und ungestümes Ausstülpen sämtlicher Perversionen und Unzumutbarkeiten, die das Durchschnittsamerika der frühen Siebzigerjahre in einen kollektiven Schockzustand versetzen konnten: Waters dirigiert seine spielwütigen „Dreamlanders“ mit unverhohlener Freude am Exzess, das Ergebnis ist ein derart lustgeschwängerter Auswurf von einem Film, dass einem auch heute noch die Spucke weg bleibt aufgrund seiner untergriffigen Schönheit.