SWEET, SWEET LONELY GIRL
Als Adele von ihrer Familie geschickt wird, um ihre reiche, zurückgezogen lebende Tante Dora zu pflegen, kommt das für die junge Frau wie gerufen: Endlich ein Ausbruch. Endlich Freiheit. Doch kaum in der viktorianischen Villa angekommen, legt sich ein Schatten über die Szenerie: Die agoraphobische Tante verlässt weder ihr Zimmer, noch spricht sie mit Adele. Stattdessen kommuniziert sie über Zettel, die sie unter der Türe durchschiebt. Ihre Nichte hat nach strengen Regeln zu arbeiten und zu leben und unter keinen Umständen darf sie jemanden mit ins Haus bringen. Anfänglich hält Adele sich penibel an die Vorgaben. Aber als das porzellanhäutige Mädchen eines Tages die wilde, unabhängige Beth kennen lernt und sich die beiden Frauen immer näherkommen, werden Grenzen überschritten und Regeln gebrochen – mit ungeahnten Konsequenzen.
Regisseur A.D. Calvo hat diesen atmosphärisch wuchtigen Gruselfilm eindeutig nach den zwischenweltlichen Gothic Chillern der Siebzigerjahre, wie etwa LET’S SCARE JESSICA TO DEATH (siehe /slash Landpartie) geformt: Ein sinistrer Entwicklungsroman zwischen tanzenden Staubkörnern, langen Schatten und knarzenden Dielen über das Aufbäumen einer neuen Liebe gegenüber von banalen Konventionen und ewiggestrigen Abläufen. Ein kleiner Film, ganz aus der Zeit gefallen. Wunderschön.
A.D. Calvo (*1967 in Buenos Aires, Argentinien) ist Regisseur, Drehbuchautor und Produzent. 2008 stellt er sein Langfilm- Debüt THE OTHER SIDE OF THE TRACKS, eine romantische Geistergeschichte, fertig. Es folgen THE MELANCHOLY FANTASTIC (2011) und die beiden Thriller HOUSE OF DUST (2013) und THE MIDNIGHT GAME (2013). 2015 feiert er mit THE MISSING GIRL beim 40. Toronto International Film Festival Premiere. SWEET, SWEET LONELY GIRL wurde beim Fantastic Fest in Austin, TX 2016 uraufgeführt.
So, 24.09. | 18:00 – Filmcasino